Howells: Requiem & Other Choral Works (CD Review - blog.codaex.de, 2012)

Der englische Komponist Herbert Howells (1892-1983) war eine überaus interessante Persönlichkeit in der englischen Musiklandschaft, dessen Œuvre hierzulande leider viel zu selten beachtet wird. vielleicht weil sein umfangreiches Schaffen im Bereich der anglikanischen Kirchenmusik naturgemäß außerhalb des Einflussgebiets der anglikanischen Kirche weniger Interesse weckt. Dass dies eine äußerst kurzsichtige Fehleinschätzung ist, belegt das neue Album des Choir of Trinity College Cambridge unter der Leitung von Stephen Layton, auf dem Howells erst spät veröffentlichtes Requiem und weitere geistliche Chorwerke zu hören sind. Einige davon sind in Großbritannien äußerst populär (“St Paul’s Service”, “All my hope on God is founded”), andere blieben bis dato eher unbeachtet.

Howells betörend schöne Kompositionen, bei denen sich die Stimmen ein ums andere Mal kunstvoll übereinander schichten, gehören generell zu den absoluten Höhepunkten der englischen Chormusik des 20. Jahrhunderts. Dies gilt nicht nur für seine größeren Werke wie beispielsweise das Stabat mater oder den Hymnus Paradisi, sondern auch für die hier zusammengefassten, zum Teil nur auf wenige Minuten kondensierten Stücke. Man könnte sich keinen besseren Interpreten für diese Werke vorstellen, als den Choir of Trinity College aus Cambridge. Die Perfektion und Klangschönheit, mit der sie die hier zusammengefassten Werke darbieten, ist schlichtweg atemberaubend. Crescendi und Decrescendi so imposant anschwellend und bis ins Pianissimo klar verständlich, so gleichmäßig in der Dynamik, so sauber und präzise intoniert hört man selbst im Land der besten Chöre der Welt selten.

Stephen Layton hat es geschafft, einen der besten Chöre der Welt zu einer technischen Höchstleistung anzuleiten. Mehr noch: Ihm ist es gelungen, seinem Klangkörper (Layton steht dem Trinity College Choir seit 2006 als künstlerischer Leiter vor) die emotionale Tiefe, die diese von persönlichen Schicksalsschlägen geprägten Kompositionen innewohnt, zu vermitteln. Dabei konnte es eigentlich den jungen Chormitgliedern wohl kaum gelingen, die Erfahrungswelt Howells nachzuvollziehen, die geprägt war von den Gräuel des 1. Weltkriegs, wirtschaftlicher Unsicherheit und dem Verlust geliebter Menschen durch Epidemie-Krankheiten. Umso erstaunlicher ist es, dass die Sänger mit spürbarer Demut und behutsamen Respekt agierten und diese ‘kleinen’, sehr privaten sieben Kompositionen Howells mit echtem, unmittelbaren Empfinden (und nicht nur technischer Perfektion) umgesetzt haben.

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